Sanierung einer Jugendstilfassade in 1200 Wien

Projektphase 2009
Bauphase 2009

Die Aufgabe bestand in der Projektierung und örtlichen Bauaufsicht der Sanierung eines Jugendstilhauses mit einer Gesamtfassadenfläche von ca. 600 m2.

Die Fassade war in einem erhaltenswerten Zustand, ein Großteil der Ornamente war in gutem Zustand oder sanierbar. Die wenigen unrettbaren Ornamente (hauptsächlich in waagrechter Lage befindliche Knochenstäbe, Lorbeerstäbe und die im 1.OG befindlichen Teile des Ornamentbandes) wurden vom Stuckateur durch Abnahmen eines Originalteils aus der Fassade und deren Abguss neu hergestellt und von der Baufirma versetzt.

Vor Beginn der Fassadeninstandsetzungsarbeiten wurde teilweise die Bestandsfenster bzw. die Balkontüren ausgetauscht. Mit Vertretern der Baustoffindustrie wurde vor Beginn der Arbeiten ein Sanierungskonzept erstellt, um Ausführungsklarheit für die Ausführenden zu erziehlen. Putzflächen, die keine Haftung am Mauerwerk aufwiesen, mussten abgeschlagen werden, hohl liegende Putzteile wurden erhalten und konnten durch mehrmaliges Einlassen mit Tonerdelösung und Kieselsäure mit dem Untergrund verfestigt werden.

Die abgeschlagenen Putzteile wurden gesäubert und die gesamte Fassade mit Ätzflüssigkeit gereinigt, anschließend wurden die Fehlstellen vorgespritzt und mit Grobputz ausgearbeitet. In mehreren Arbeitsgängen wurde die Fassadenputzfelder nass in nass feingeputzt und die Putzkanten scharfkantig abgezogen. Die Ornamente wurden von Putzteilen freigelegt und bis auf den Untergrund gereinigt.

Diese gründliche Vorarbeit war notwendig, da der dunklen Rotton, der für die Ornamente gewünscht war, als Silikatfarbe, mit der die Fassade gefärbelt wurde, nicht erhältlich ist, und die statt dessen verwendete Silikonharzfarbe die beschriebene Vorbereitung der aus Romanzementgussteilen hergestellten Ornamente erfordert.

Das Überkorn des Feinverputzes ist mit Korundschleifscheiben abgeschliffen worden, um eine einheitlich glatte Putzoberfläche zu erzielen. Die früheren Ausbersserungsarbeiten in den Quetschputzfeldern sind um ca. 5 mm abgestemmt worden und mit Quetschputz (Sumpfkalk/Feinputz – Mischung) ausgebessert worden. Wichtig dabei war die Nachbearbeitung mit dem Pinsel, damit die Grate nicht „umfallen“ und die scharfe Kontur sichtbar bleibt. Vor Aufbringen des Deckanstrichs mit der oben erwähnten Silikatfarbe wurden alle Putzteile mit Kieslsäure eingelassen und mit einer Grundierung mit Steinmehlanteil vorgestrichen. Damit wurde die Haftung der Farbe erhöht und die Oberfläche geglättet. Erst nach der Trocknung des Farbauftrages wurden die Ornamente gestrichen.

Der Bestandsestrich bei den Balkonplatten wurde entfernt, um die Tragfähitkeit der Metallunterkonstruktion überprüfen zu können. In diesem Fall waren alle tragenden Teile funktionsfähig, daher wurde ein neuer Gefälleestrich auf die Bestandsplatten aufgebracht, und die Balkone isoliert.

Die Balkongeländer sind vor Beginn der Baumeisterarbeiten abgenommen worden und vom Schlosser entrostet, grundiert und matt schwarz lackiert worden. Die Befestigung ist neu geplant worden, so dass die Geländer an der Wand mit Distanzstücken geschraubt und auf der Balkonplatte mittels vorher aufgeschweißtem Profilrohr fixiert werden können. Die gesamte Fassaden- und Dachverblechung wurde erneuert. Der Fertigstellungstermin wurde aufgrund der notwendigen Sorgfalt bei der Arbeit, Verzögerungen bei den behördlichen Genehmigungen und der Gerüstmontage leicht überzogen, die Kosten wurden nicht überschritten.