Sanierung einer Jugendstilfassade in 1200 Wien

Projektbeginn Oktober 2012
Baubeginn Juni 2013
Projektabschluss November 2013
Eingereicht zum Wiener Stadterneuerungspreis 2014

Das Objekt

Planverfasser Stadtbaumeister: Carl Wohlmeyer (1856 – 1929)

Carl Wohlmeyer entstammte einer Baumeisterdynastie. Er hatte drei Brüder, die ebenfalls als Baumeister/Architekten arbeiteten, mit denen gemeinsam er viele Projekte ausführte.
Nachdem Carl Wohlmeyer in den Architekturanalen nicht erwähnt wird, scheint er nach den Entwürfen seiner Brüder Heinrich und Wilhelm gearbeitet zu haben.

Wilhelm Wohlmeyer war zu Beginn seiner Tätigkeit als freier Architekt noch dem historistischen Formenkanon verpflichtet. Um 1910 werden Einflüsse des Neobarocks als üppige Formensprache in der Fassade seiner Gebäude sichtbar.

Einreichung/Errichtung: 1910/1911

Eckhaus für Wohn- und Geschäftszwecke bestehend aus einem Keller-, einem Geschäfts-, und vier Obergeschoßen mit nicht ausgebautem Dachraum.

Beim Haus Allerheiligenplatz 3 sind der Einfluss des historistischen Kanons in Form der Fassadengliederung, des Neobarocks in Form der üppig gestalteten Fensterornamente sowie auch Anzeichen des Sezessionistischen Stils in Form des horizontal durchlaufenden Rankwerkes vereint.

Sanierungskonzept

Die Aufgabe bestand darin, die originäre Fassadensubstanz so weit als möglich zu erhalten, Ergänzungen im Sinne des Originalzustandes durchzuführen, und dem Gebäude seinen ehemaligen Charakter und dessen Erscheinung wieder zu geben. Nach der Entnahme von Mauerwerksproben und Durchführung einer Mauerwerksanalyse wurde mit dem Industriepartner ein Sanierungskonzept erstellt, das die Grundlage für die Ausschreibung der Restaurierungsarbeiten gebildet hat. Festgestellt wurde, dass es sich oberhalb des Kordongesimses, der Zeit der Entstehung des Hauses entsprechend, um einen Kalkputzaufbau handelt.
Für den Putz im Bereich des Erdgeschoßes war ein Kalkzementputz verwendet worden, der Sockelputz war als Buntsteinzementputz ausgeführt worden.

Baubeschreibung

Der Putz im Bereich des Sockels und des Erdgeschoßes und Putzflächen, die keine Haftung zum Mauerwerk hatten, wurden abgeschlagen, die Fassadenverblechung entfernt und vorhandene Elektroleitungen unter Putz gelegt.
Im Sockelbereich wurden die Mauerwerksfugen ausgekratzt, um die Salzrückstände vollständig zu entfernen. Nach Abbau der Gerüstung ist der Sockel mit WTA-Sanierputz Vorspritzer, händisch, 50% deckend aufgebracht worden. Darauf wurde ein WTA -Sanierputzsystem aufgebracht.
Vom Sockel bis zum Kordongesimse ist der Putz vollständig abgeschlagen worden und ein neues Putzsystem bestehend aus NHL-Kalkvorspritzer, maschinell, 100% deckend, NHL-Kalkporenputz, maschinell und NHL-Kalkfeinputz, naturweiß, Kalkfeinputz, Putzdicke ca. 3mm händisch aufgezogen und verrieben, aufgebracht worden.
Nach dem Aufbringen des Vorspritzers ist die Nullfläche der Putzquader in einem Zug herstellt worden. Nach der Standzeit von 7 Tagen ist die zweite Lage für den Putzquader aufgebracht worden. Die Putznuten sind anschließend aus der mattfeuchten zweiten Putzlage ausgekratzt worden. Nach Trocknung des Grundputzes ist der Feinputz aufgebracht worden.
Oberhalb des Kordongesimses wurde die Putzfläche restauriert. Nach dem Abklopfen der hohlen Putzteile und des losen Feinputzes wurde die Fassade gereinigt, und auf die fehlenden Putzstellen flächendeckend ein NHL-Kalkvorspritzer aufgebracht.
Auf der Allerheiligenplatzfassade wurden im Bereich des 2. und 3. OG teilweise zementös gebundene Putzbereiche aufgefunden, die fest mit dem Mauerwerk verbunden waren, und eine gut haftende Farbschicht aufwiesen. Diese Farbschichte ist mittels Abbeizer unter Verwendung eines Heißwasserhochdruckreinigers entfernt worden.
Es wurde ein NHL-Kalkvorspritzer aufgebracht. Die fehlenden Grobputzteile sind nach dem Nässen des Vorspritzers mit NHL-Grobputz ergänzt worden. Im Bereich des Ornamentbandes zwischen 3. und 4.OG sind die zerstörten Ziehornamente mit Zementreiber ergänzt worden.
Die Ornamente mussten mit Wasser, Spitzspachtel, Zieheisen und Messingbürsten gereinigt werden. Die Ornamentkanten wurden scharf nachgearbeitet, fehlende Teile mit Gussmörtel und Gussschlämme ergänzt und nachgearbeitet. Anschließend wurden Überstände, Stöße, etc. geschliffen und die Ornamente dünn patschokiert.
Unrettbare Ornamente wurden vom Stuckateur neu hergestellt und auf der Baustelle vom Baumeister mittels Klebespachtel und einer Niro-Verschraubung versetzt und wurden mit dem Feinputz an die Fassade angepasst. Die Kanten der Fensterfaschen, deren Kanneluren und der Putzziehornamente sind nachgeschnitten und begradigt worden.

Nach der Carbonatisierung des NHL-Feinputzes wurden kleine Putzstöße und das Überkorn abgestoßen und verschliffen. Die Konsistenz des Feinputzes wurde mit Sumpfkalk den jeweiligen Putzarten angepasst.

Die Farbauswahl wurde durch die Auftraggeberin sorgfältig nach dem ursprünglichen Bestand ausgewählt.
In enger Zusammenarbeit mit der Baustoffindustrie konnte der gewünschte Dreiklang in Silikatfarben ausgeführt werden.
Vor dem Auftrag der Silikatfarben wurde die Fassade zur besseren Farbaufnahme und Vereinheitlichung des Saugverhaltens grundiert.